Vögel Grönlands

Küsten- und Wasservögel

Grönland und die vorgelagerten kleinen Inseln bieten mit ihren Steilküsten an vielen Orten ideale Brutmöglichkeiten für Seevögel. An vielen Orten kann man die Vögel während der Brut und der Aufzucht der Jungen beobachten. Dabei sollte man selbstverständlich die Vögel nicht stören und vor allem die Schutzgebiete beachten.
Die Vogelfelsen sind oft von zehntausenden von Seevögeln bevölkert und sowohl der Flugbetrieb als auch das Geschrei der Vögel sind ein beeindruckendes Schauspiel. Wer sich die Mühe macht, einen Vogelfelsen etwas genauer zu beobachten, wird feststellen, daß es weniger chaotisch zugeht, als es zunächst scheint. Die verschiedenen Vogelarten stellen unterschiedliche Ansprüche an ihren Nistplatz und haben unterschiedliche Verhaltensweisen. Daraus resultiert eine Unterteilung der Vogelfelsen in einzelne Zonen, die von bestimmten Arten bevorzugt werden.

Gryllteiste

Im untersten Stockwerk nahe der Wasserlinie nistet die taubengroße Gryllteiste (Cepphus grylle). Gryllteisten sind auf der gesamten Nordhalbkugel verbreitet. Sie legen ihre Eier in kleinen Felsspalten auf den blanken Felsboden, die Brutdauer beträgt rund 25 Tage. Die Jungen fliegen im Alter von etwa 35 Tagen aus und gehen dann wie die Altvögel unter Wasser auf Jagd nach Fischen und Krebsen.

Odinshühnchen

Odinshühnchen (Phalaropus lobatus) sind recht häufig an kleinen Tümpeln und Wasserlöchern zu finden. Es scheint oft, als ob sie aufgeregt mit den Füßen trippeln, hektisch im Kreis schwimmen und dabei auf die Wasserfläche picken. Man vermutet, daß die Vögel dabei Kleinstlebewesen vom Boden aufwirbeln und dann aufpicken. Bei den Odinshühnchen sind die Weibchen größer und schöner gefärbt, als die Männchen. Sie beanspruchen ein Revier und suchen sich ihren Partner aus. Der Hahn bebrütet das Gelege und füttert die Jungen, die Weibchen legen während der Brutzeit nur weitere Eier ins Nest.

Dreizehenmöwe

Die nächste Etage der Kolonie wird von Dreizehenmöwen (Rissa tridactyla) besiedelt. Ihre aus Pflanzenmaterial bestehenden Nester sind an winzigen Felsvorsprüngen regelrecht an die Felswand geklebt. Nach dem Schlüpfen sitzen die Jungvögel meist zwischen einem Altvogel und der Felswand geschützt im Nest. Dreizehenmöwen ernähren sich überwiegend von kleinen Krebsen.

Lummen

Auf schmalen Felsbändern, Gesteinsplatten und in kleinen Nischen brüten Trottellummen (Uria aalge) und Dickschnabellummen (Uria lomvia). Die Brutdichte kann bei über 35 Paaren pro Quadratmeter liegen und der Abstand zwischen den Nestern ist auf das Minimum der Schnabelreichweite (Hackabstand) reduziert. Die Eier der Lummen sind stark konisch geformt, um zu verhindern, daß sie aus dem Nest rollen. Bedingt duch die sehr variable Färbung können die Eltern ihre Eier auch individuell erkennen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Vögeln bauen Lummen kein Nest. Sie rollen ihr Ei auf die Füße und drücken es gegen die Körperunterseite. Beim Lummensprung stürzen sich die halberwachsenen, aber noch nicht voll flugfähigen Jungvögel zum Teil aus mehreren hundert Metern Höhe ins Meer. Dort ernähren sie sich überwiegend von den frisch geschlüpften Jungdorschen. Erwachsene Lummen jagen unter Wasser Krebse und Fische.

Tordalk

In kleinen Höhlen und Nischen findet der Tordalk (Alca torda) seinen Brutplatz. Auch die jungen Tordalke segeln im Alter von etwa 20 Tagen aufs Meer und werden dort weiter von den Eltern geführt.

Eissturmvogel

Die Eissturmvögel (Fulmarus glacialis) sind die einzigen Vertreter der albatrosartigen auf der Nordhalbkugel. Außerhalb der Brutzeit leben sie auf dem Meer, ihr Nest bauen sie auf Felsvorsprüngen in steilen Klippen. Die Brutdauer beträgt bis zu 53 Tage, das Gelege besteht nur aus einem Ei. Eissturmvögel ernähren sich von Krebsen und Fischen, verschmähen aber auch Abfall nicht, den sie von der Meeresoberfläche aufsammeln.

Baßtölpel

Baßtölpel (Sula bassana) sind kräftig gebaute Hochseevögel. Ihre Beute besteht aus Fischen, die sie als Stoßtaucher fangen. Die Vögel brüten in riesigen Kolonien und bauen ihre Nester auf die Kuppen hoher Felseninseln. In island findet man größere Kolonien z.B. auf den Westmännerinseln. Die Brutdauer beträgt ca. 45 Tage.

Papageitaucher

Der wohl auffälligste Brutvogel Islands ist der Papageitaucher (Fratercula arctica) mit seinem intensiv gefärbten Schnabel. Papageitaucher nisten am oberen Ende der Brutkolonie in kleinen Höhlen, die sie selbst in die Grasabhänge graben. Der Boden in größeren Kolonien ist oft völlig durchlöchert. Am Ende der etwa 1m langen Röhren liegt die Brutkammer, dort wird ein Ei ausgebrütet. Die Jungvögel klettern nach dem Flüggewerden hinunter zum Meer. Papageitaucher ernähren sich überwiegend von Sandaalen. Vor allem während der Brutzeit hängen an beiden Schnabelseiten oft mehrere Fische herunter. Es ist bemerkenswert, daß die Vögel weitere Fische fangen können, wenn sie bereits mehrere Fische im Schnabel halten. Möglich wird dies, weil die bereits gefangenen Fische zwischen der Zunge und dem Gaumen eingeklemmt werden.

Silbermöwe

Über den Papageitauchern brüten gelegentlich noch Großmöwen wie die Silbermöwe (Larus argentatus). Die Vegetation am oberen Ende der Vogelsfelsen ist meist besonders üppig und von stickstoffliebenden Arten dominiert. Hier macht sich die natürliche Düngung durch die Exkremente der Vögel bemerkbar.

Eistaucher

Der Eistaucher (Gavia immer) ist ein auffällig gefärbter Wasservogel und erreicht eine Länge bis 80cm. Er brütet in Island an Binnengewässern und zieht im Winter an die westeuropäischen Küsten. Eistaucher ernähren sich hauptsächlich von Fischen und Krebstieren, gelegentlich auch von Wasserpflanzen.

Singschwan

Der Singschwan (Cygnus cygnus) ist in Island an vielen Binnenseen und kleineren Gewässern zu finden. Sie ernähren sich ausschließlich pflanzlich. In einem riesigen Bodennest werden 3-7 Eier gelegt, die Jungen schlüpfen nach etwa 38 Tagen. Im Herbst sammeln sich vor dem Abflug in die Winterquartiere riesige Schwärme von Singschwänen im Álftafjörður und anderen Buchten im Südosten Islands. Die Familien lösen sich dann meistens erst beim Rückflug im Frühjahr auf. Einige Singschwäne überwintern auch in Island, so z.B. auch am Stadtsee in Reykjavik.

Stockente

Stockenten (Anas platyrhynchos) kommen in Island vor allem in Küstennähe und Gewässern im Tiefland vor, im Hochland sind sie kaum zu finden. Sie ernähren sich im Winterhalbjahr pflanzlich, während der Brut aber auch von Weichtieren und Insekten. Das Gelege umfaßt 7-11 Eier, die Brutdauer beträgt etwa 28 Tage.

Ohrentaucher

Der Ohrentaucher (Podiceps auritus) ist der einzige Vertreter der Lappentaucher, der nördlich des Polarkreises brütet. Sein typischer Lebensraum sind Sumpfgebiete und Binnenseen. Ausgewachsene Tiere erreichen eine Körperlänge von 20-22cm und ein Gewicht von rund 500g. Sie ernähren sich von kleinen Fischen, Insekten und Krebsen. Das Nest hat einen Unterbau aus Schilf- und Binsenhalmen und ist schwimmfähig. Während der Brutzeit sind Ohrentaucher sehr aggressiv und greifen tauchend auch deutliche größere Vogelarten wie z.B. Gänse an. Die Jungen verlassen das Nest kurz nach dem Schlüpfen und werden an den ersten Tagen von den Eltern auf dem Rücken getragen.

Steinwälzer

Steinwälzer (Arenaria interpres) sind vor allem im Norden und Nordosten Grönlands als Brutvögel zu finden. Sie erreichen eine Größe von ca. 23cm. Ihren Namen verdanken sie dem Verhalten bei der Nahrungssuche. Auf der Suche nach Kleintieren werden Steine und Muscheln umgedreht.

Landvögel

Goldregenpfeifer

Einer der typischen Vögel auf Wiesen, Weiden und in Feuchtgebieten ist der Goldregenpfeifer (Pluvialis apricaria). Im Brutkleid ist die Unterseite der Vögel schwarz gefärbt, die Oberseite golden-schwarzbraun. Die Vögel ernähren sich vor allem von Würmern, Insekten und Spinnen, verschmähen aber auch Beeren nicht. Goldregenpfeifer bauen ein Muldennest, die Brutdauer liegt bei etwa 32 Tagen.

Schneeammer

Schneeammern (Plectrophenax nivalis) erreichen etwa die Größe eines Haussperlings. Zu Beginn der Brutzeit Ende März sind zunächst nur die Männchen am Brutplatz und versuchen, ihre Reviere abzugrenzen. Bei späten Wintereinbrüchen werden die Brutvorbereitungen unterbrochen und die Männchen sammeln sich oft in kleinen Gruppen. Erst mehrere Wochen später treffen dann auch die Weibchen ein und 12 bis 13 Tage nach der Eiablage schlüpfen die Jungen.

Gerfalke

Der Gerfalke (Falco rusticolus) ist die weltweit größte Falkenart, die Tiere erreichen eine Körperlänge von 48-60cm. Schon im Mittelalter waren die Tiere als Beizvögel bei Adeligen sehr geschätzt und im Zentrum von Reykjavik erinnert noch heute das "Falkenhaus" an die Zeiten, als Gerfalken aus Island exportiert wurden. Heute sind Gerfalken streng geschützt und es ist ein absoluter Glücksfall, sie in freier Natur beobachten zu können.