Gletschergebiete Grönlands

Vor etwa 65 Millionen Jahren war das Klima Grönlands deutlich milder als heute. Dies ist vor allem der südlicheren Lage zuzuschreiben, Grönland wanderte seitdem bedingt durch die Kontinentaldrift beständig weiter nach Norden. Vor wenigen Millionen Jahren wurde das Klima langsam kälter und feuchter, an den hohen Bergen entlang der Küste bildeten sich erste Gletscher, die sich langsam ins Landesinnere ausbreiteten. Über Jahrtausende entstand so der grönländische Eisschild.
Während der letzten Eiszeit reichten die Gletscher über die heutige Küstenlinie hinaus. Dabei wurden relativ große Mengen Gestein in Form von Endmoränen abgelagert. Heute bilden die Überreste dieser Moränen den Grund der flachen Seegebiete vor allem vor der Westküste von Grönland. Rund 81% der Landfläche Grönlands sind heute von Eis bedeckt, dies entspricht einer Fläche von etwa 1,75 Millionen Quadratkilometern und einem Volumen von 2,7 Millionen Kubikkilometern. Im grönländischen Eis sind somit 9% der Süßwasservorräte der Erde gespeichert. Im Küstenbereich erheben sich die Eismassen meist ziemlich steil und gehen dann in eine nur noch langsam ansteigende Eisfläche über. Der Scheitel des Eisschildes liegt der Ostküste näher als der Westküste. Die Lage des Scheitels hängt u.a von der Verteilung der Niederschläge und der Bewegungsrichtung des Eises ab. Da im Osten hohe Berge die Bewegung des Eises behindern, konnte sich hier insgesamt mehr Eis ansammeln.
Der höchste Punkt des Eisschildes erreicht eine Höhe von etwa 3.240m über dem Meeresspiegel, das Eis hat hier eine Dicke von 3.500m. Das Grundgestein liegt demnach in diesem Bereich unterhalb des Meeresspiegels. Eiskernbohrungen im Scheitelbereich haben in den letzten Jahren interessante Einblicke in die Klimageschichte der Erde gegeben.
Gletscher werden in ein Nährgebiet und in ein Zehrgebiet unterteilt. Im Nährgebiet fällt im Jahresmittel mehr Schnee, als abtaut, im Zehrgebiet liegen die Verhältnisse umgekehrt. Frischer Schnee besteht aus stark verzweigten Kristallen. Eine Neuschneedecke enthält deshalb meist sehr viel Luft. Älterer Schnee enthält kaum noch verzweigte Kristalle und wandelt sich im Laufe der Zeit in Firneis um. Ab einer Dicke von 20 bis 30 Metern wandelt sich das Firneis durch die Last der aufliegenden Schichten in Gletschereis um. Es enthält kaum noch Luft, die Eiskristalle haben einen Durchmesser von ca. 1cm. Ab einer Dicke von 30 bis 50 Metern beginnt das Gletschereis zu fließen. Durch den hohen Eisdruck wandelt sich ständig Eis in Wasser um und gefriert wieder. Diese plastische Masse paßt sich Geländeunebenheiten an und beginnt, langsam bergab zu fließen. Im Bereich des zentralen Eisschildes bewegt sich das Eis nur wenige Zentimeter pro Jahr, im Bereich der Auslaßgletscher liegt die Geschwindigkeit bei einem halben bis einem Meter pro Tag. Sie ist unter anderem vom Untergrund abhängig, so wirkt Schmelzwasser wie ein Gleitmittel und kann z.B. während der Sommermonate für eine erhöhte Geschwindigkeit einzelner Gletscherzungen sorgen. Der schnellste Gletscher der Welt liegt bei Ilulissat.
Aus dem Verlauf der Gletscherspalten kann man Rückschlüsse auf den Untergrund ziehen. Über Geländeunebenheiten bilden sich im spröden Eis Spalten, die quer zur Bewegungsrichtung verlaufen. Sie sind bis zu 20m tief. Am Ende von Gletscherzungen verbreitert sich der Eisstrom meistens, es entstehen Längsspalten. In der Mitte einer Gletscherzunge ist die Fließgeschwindigkeit in der Regel etwas höher als am Rand, wo das Eis vom Felsuntergrund gebremst wird. In der Übergangszone zwischen schnellem und langsamen Eis bilden sich Randspalten.
Gletscher transportieren neben Eis auch große Mengen Geröll. Pro Jahr wird der Untergrund durch das fließende Eis um 1 bis 5mm abgeschliffen. Dies ist nicht verwunderlich, übt doch eine 1000m dicke Eisschicht einen Druck von 90kg pro Quadratzentimeter auf den Untergrund aus. Am Ende der Gletscherzungen schmilzt das Eis ab und das transportierte Geröll bleibt zurück. Die aufliegende Schuttschicht wirkt bei Sonnenschein wie eine Heizung und beschleunigt das Abschmelzen. Erreicht die Schuttschicht eine gewissen Dicke, wirkt sie allerdings als Isolierung. Am Ende der Gletscherzungen bilden sich schließlich Endmoränen aus angehäuftem Schutt. Wenn sich eine Gletscherzunge zurückzieht, bleiben oft auch vom Gletscher getrennte, schuttbedeckte Eisreste, sogenannte Toteiskessel, zurück. Umfließt ein Gletscher einen Berg, so fällt von den Bergflanken immer wieder Geröll auf das Eis. Treffen sich die beiden Teilströme des Gletschers wieder, entsteht aus dem mitgeführten Geröll eine Mittelmoräne. Sie erinnert aus der Ferne an eine Straße, die auf den Gletscher führt.