Eisberge

Eisberge enstehen meistens durch das Abbrechen größerer Eisblöcke von einem Gletscher, der ins Meer mündet. Man spricht in diesem Zusammanhang vom Kalben eines Gletschers. Manche Eisberge entstehen auch, indem sich Schollen aus Packeis übereinander schieben und verkeilen. Während die aus Gletschern entstandenen Eisberge aus reinem Süßwasser bestehen, enthalten die aus Packeis entstandenen Eisberge einen kleinen Salzanteil. Eis hat eine etwas geringere Dichte als Wasser, weshalb Eisberge schwimmen und etwa 10% ihrer Masse über dem Wasserspiegel sichtbar ist.
Eisberge treten in einem erstaunlich breiten Farbspektrum auf. Gletschereis entsteht aus Schnee und enthält einen gewissen Anteil eingeschlossener Luftbläschen. Das Licht wird durch die Luftbläschen sehr stark in alle Richtungen gestreut, die Lichstrahlen überlagern sich dabei und das Licht tritt auch relativ schnell wieder aus dem Eis aus. Durch die Vermischung und Reflektion erscheint das Eis leuchtend weiß.
Blaue Eisberge bestehen aus besonders kompaktem Eis mit sehr wenigen Luftbläschen. Kompaktes Eis entsteht in tiefen Gletscherschichten durch die Auflast der darüber liegenden Eisschichten oder durch mehrfaches Auftauen und Gefrieren. Einfallendes Licht wird praktisch nicht abgelenkt und kann tief in das Eis eindringen, wobei es nur wenig absorbiert wird. Der rote Anteil des Lichtes wird am stärksten absorbiert, der grüne deutlich weniger und der blaue Anteil am wenigsten. Bedingt durch die selektive Absorption gelangt vom blauen Licht auch ein größerer Anteil durch Reflektion wieder nach außen und der Eisberg erscheint blau. Anders ausgedrückt: Eisberge erscheinen blau, weil die anderen Spektralanteile des Lichts im Inneren des Eisbergs geschluckt werden. Messungen haben ergeben, das ein weißer Lichtstrahl etwa drei Meter im Eis zurücklegen muss, bis nur noch blaues Licht herauskommt. Gelegentlich treten auch grüne Eisberge auf. Wie die grüne Färbung zustande kommt, ist noch nicht abschließend geklärt. Eine mögliche Erklärung wären organische Substanzen. Manche Eisberge bekommen unter der Wasserlinie Eiszuwachs, dabei können z.B. einzellige Algen in das Eis eingelagert werden. Das organische Material ist gelblich grün gefärbt und so schimmert auch der Eisberg grünlich. Eine andere Erklärung ist die Einlagerung von Spuren metallischer Verbindungen aus dem Meerwasser.
Vor allem die grönländische Ostküste ist von Eisbergen geprägt. Oft zieht sich das ganze Jahr über ein breiter Packeisgürtel an der Ostküste entlang. Die meisten Gletscher Ostgrönlands münden direkt ins Meer und die durch Kalben entstandenen Eisberge werden mit dem Ostgrönlandstrom entlang der Küste nach Süden transportiert. Manche der Eisberge umrunden die Südspitze Grönlands bei Kap Farvel und treiben dann an der Westküste wieder nach Norden. Auch an der Westküste münden zahlreiche Gletscher ins Meer und bilden Eisberge. Der Sermeq Kujalleq gilt als der produktivste der nördlichen Halbkugel und alleine an diesem Gletscher brechen pro Tag etwa 20 Millionen Tonnen Eis ab, die den Ilulissat Eisfjord füllen. Die an der Westküste entstandenen Eisberge treiben zunächst nach Norden und werden dann mit dem Labradorstrom vor der amerikanische Ostküste wieder nach Süden transportiert. Manche Eisberge gelangen so bis auf die Höhe von New York und man vermutet, dass einer dieser Eisberge auch der Titanic zum Verhängnis wurde.
Die Form von Eisbergen hängt von vielen Faktoren ab. Die meisten Eisberge drehen sich im Laufe ihrer Existenz mehrfach und die früheren Brandungslinien bilden dann oft tiefe Einschnitte und Gräben im Eis. Oft sind auch Tore und Höhlen zu sehen. Sie verdanken ihre Entstehung z.B. Wasserläufen an der Eisoberfläche und Schlucklöchern, die vor dem Abbrechen des Eises bereits auf dem Gletscher entstanden sind.