Gletscherbeben

Über eine neue Art von Erdbeben berichteten amerikanische Wissenschaftler um Göran Eckström vor einigen Jahren. Ihnen waren relativ lang andauernde Erdbeben mit niedriger Frequenz der Erdbebenwellen in ansonsten geologisch ruhigen Gebieten aufgefallen, vor allem in Grönland. Die Beben erreichten zwar eine Särke von 5, im Gegensatz zu normalen Erdbeben dauerten sie aber nicht nur wenige Sekunden, sondern bis zu einer Minute. Eine genaue Datenanalyse zeigte auch, daß die Beben nicht im Erdinneren, sondern an der Erdoberfläche ihren Ausgangspunkt hatten. Inzwischen hat sich bestätigt, dass die Beben durch die ruckartige Bewegung von Gletschereis ausgelöst werden. Die untersuchten grönländischen Gletscherbeben hatten ihren Ursprung meist an den Ausläufern des Inlandeises. Dort zweigen die zum Meer fließenden Auslaßgletscher vom Inlandeis ab. Die Beben erreichten in der Regel eine Stärke zwischen 4,6 und 5,1. Besonders auffällig war die zeitliche Verteilung der Gletscherbeben. Vor allem in den Sommermonaten war eine deutlich Häufung zu registrieren. Vermutlich bildet sich während der Sommermonate durch das Schmelzwasser zwischen dem Eis und dem Felsenuntergrund eine Art Gleitschicht, die den Gletschern eine schnellere Bewegung ermöglicht. Dabei bleibt das Eis immer wieder an Geländeunebenheiten hängen. Es baut sich eine gewisse Spannung auf, die sich dann ruckartig lösen kann und zu den beobachteten Erdbeben führt. Die Zahl der Beben hat sich in den letzten Jahren auch erhöht. Wissenschaftler sehen dies als Indiez dafür, daß durch die Klimaerwärmung verstärkt Schmelzwasser entsteht und die Gletscher sich zunehmend besser auf der Gleitschicht zwischen Fels und Eis bewegen können.