Die Prä-Dorset Kulturen (2.500 - 500 v. Chr.)

Allgemeines

Archäologische Funde lassen darauf schließen, dass die Vorfahren der Inuit um 3.000 vor Christus über die Beringstraße nach Amerika kamen. Etwa 700 Jahre später gelangten sie vermutlich aufgrund einer
Klimaerwärmung bis an den Independence-Fjord im Nordosten Grönlands. Diese Einwanderergruppe wird heute dem Prä-Dorset-Kulturkreis zugrechnet. Kennzeichnend ist die im Vergleich zu anderen Inuit-Kulturen
noch schlechte Anpassung an den arktischen Lebensraum. So verfügten die Prä-Dorset Inuit weder über Boote, noch Harpunierausrüstung oder Schlittenhunde und lebten in fellbedeckten Zelten mit kleinen
Feuerstellen als Heizung. Als Jagdwaffen wurden Bogen und Speer eingesetzt, bevorzugte Beute waren Moschusochsen, Rentiere und Fische. Gelegentlich wurden auch Wale und kleinere Walrosse von der Küste
oder vom Meereis aus erlegt.

Independence I Kultur (2.300 - 1.500 v. Chr.)

Am Independence-Fjord wurden die Reste einer größeren Siedlung gefunden. Die eliptischen Behausungen verfügten bereits über eine zentrale Feuerstelle, die von aufrecht gestellten Steinplatten umgeben war. Auch
der Mittelgang wurde von den links und rechts davon gelegenen Schlafstellen durch Steinplatten abgegrenzt. Wichtigste Jagdbeute waren neben Robben vor allem Moschusochsen, aber auch Gänse, Enten und Fische.
Etwa 1.500 v. Chr. verschwand die Independence I Kultur, der Grund ist nicht bekannt.

Saqqaq-Kultur (2.400 - 900 v. Chr.)

Etwa 100 Jahre vor der Independence I Kultur entstand an der Westküste und der südlichen Ostküste Grönlands die Saqqaq-Kultur. Namensgebend für die Kultur ist der Ort Saqqaq an der Diskobucht. Ob die Saqqaq-Kultur aus der Independence I Kultur hervorging, oder ob es sich um eine fast parallele Einwanderung von zwei getrennten Gruppen nach Grönland handelte, konnte bis heute nicht geklärt werden. Hauptjagdbeute waren Meeressäuger. Dies wird u.a. aus Knochenfunden an einem Wohnplatz in der
Diskobucht geschlossen. Auch in den Behausungen der Saqqaq-Kultur gab es einen Mittelgang und eine zentrale Feuerstelle. Außerdem legen Funde nahe, dass es Tranlampen aus Stein gab, die als Wärme- und Lichtquelle dienten. Die Saqqaq-Kultur verschwand vermutlich in Folge einer Klimaabkühlung um das Jahr 900 vor Christus.

Independence II Kultur (1.400 - 400 v. Chr.)

Nachdem der Norden Grönlands vermutlich einige Jahrhunderte wegen einer Klimaabkühlung nicht besiedelt war, wanderten noch vor dem Ende der Saqqaq-Kultur neue Siedler aus Kanada ein. Ihr Siedlungsgebiet war weitgehend mit dem der Independence-Kultur I identisch und ihre Kultur wird heute als Independence II bezeichnet. Aus Knochenfunden in den Küchenabfallhaufen schließt man darauf, daß die Jäger der Independence II Kultur neben Robben und Moschusochsen erstmals auch Walrossen nachstellten. Ihre Behausungen waren deutlich komplexer, als die der Vorgängerkultur. Über die Gründe des Verschwindens der Independence II Kultur gibt es ebenfalls keine gesicherten Erkenntnisse